Wie kann ich auf Chlor im Swimmingpool verzichten?

Sie wünschen sich gesundes, hautverträgliches Schwimmbadwasser, das nicht nach Chlor riecht, frei von Krankheitserregern ist und bakteriologisch gesehen Trinkwasserqualität hat? Ein Poolwasser ohne jegliche Zusätze an Chemikalien – lässt sich das überhaupt erreichen? Die Antwort: leider nein. Aber: Es gibt effektive Möglichkeiten, die Menge an Chemikalien im Schwimmbad zu minimieren.

Wasser, das sich im großen Kreislauf der Natur bewegt (zirkuliert), kann sich auf natürliche Weise selbst regenerieren. Ein Swimmingpool ist jedoch kein Biotop, er hat keinen natürlichen Zufluss und Abfluss, sein Wasser wird zwar gefiltert, aber immer nur im Kreis gepumpt.

Bestimmt ist Ihnen bekannt, warum deshalb das Wasser in öffentlichen Schwimmbädern (hierzu zählen auch Hotelschwimmbäder) gechlort und mit weiteren technischen Mitteln aufbereitet werden muss:

Jeder Badende schleppt, selbst wenn er sich vor dem Schwimmen gründlich unter Verwendung von Seife geduscht hat, noch ca. 50 Millionen Keime (ohne vorheriges Duschen ca. die 10-fache Menge!) in das Becken ein, gibt beim Baden außerdem Schweiß, Kosmetika, Haare, Hautschuppen und Harnstoff (0,16 Gramm pro Badegast) über die Haut an das Wasser ab. (Von den – hoffentlich nur sehr geringen – Mengen an Urin und Kot möchte ich lieber gar nicht reden.) Weitere, das Wasser belastende Schmutzeinträge sind Staub, Pollen, Laub und Insekten.

Ohne technische Maßnahmen zur Flockung, Filtration, pH-Wert-Stabilisierung, Desinfektion, Rückspülung usw. würde sich jedes Schwimmbad in kürzester Zeit in eine Keimbrühe verwandeln, in die sich niemand mehr hineintraut.

Chlor im Privatpool

Es gibt keine gesetzliche Vorschrift, die Ihnen als Besitzer eines privaten Schwimmbades auferlegt, irgendeine Chemikalie wie Chlor oder ein Alternativprodukt zur Desinfektion Ihres Poolwassers einzusetzen. Aus hygienischen Gründen kommt man um die Behandlung des Wassers jedoch nicht herum. Der Grad der belastenden Verschmutzung hängt von Nutzungsfrequenz und Umgebungsfaktoren ab (Indoor- oder Outdoor-Pool). An dieser Verschmutzung orientiert sich auch der Pflegeaufwand.

Hier die wichtigsten Dinge, die Sie zur Desinfektion und Wasserqualität Ihres Swimmingpools wissen sollten.

Chlor ist ein sehr wirksames Desinfektionsmittel, das allerdings in den Augen (Augenreizungen, Hautreizungen) vieler Menschen einen schlechten Ruf hat. (Siehe auch: Warum riecht mein Leitungswasser nach Chlor?) Der Wunsch nach einem Verzicht auf Chlor im eigenen Schwimmbad ist deshalb nur zu gut verständlich und wird immer wieder von den Besitzern eines Privatpools an mich herangetragen.

Chlor wird in den meisten öffentlichen und privaten Schwimmbädern aus gutem Grund als dasStandard-Desinfektionsmittel verwendet:

  • Auch bei hoher Wasserbelastung mit starkem Schmutzeintrag wirkt es schnell und zuverlässig.
  • Chlor verfügt über eine sogenannte Depotwirkung (langanhaltende Wirkung).
  • Die Chemikalie ist kostengünstig.

Chlor dient dazu, Mikroorganismen (auch Algen) durch Oxidation schnell und zuverlässig abzutöten bzw. deren Anzahl im Wasser in gesundheitlich unbedenklichen Grenzen zu halten.

Insbesondere Krankheitserreger wie Coli-Bakterien und Pseudomonaden sollen im Poolwasser keine Überlebenschance haben. Öffentliche Schwimmbäder unterliegen daher der Bäderhygieneverordnung, in der die minimale und maximale Menge an Chlor pro Liter Schwimmbadwasser genau vorgeschrieben wird.

Das dem Badewasser zudosierte, geruchlose Chlor, Chlorgas oder Chlordioxid, reagiert allerdings nicht nur mit den Mikroorganismen, um hier seine erwünschte Abtötungswirkung zu entfalten. Es reagiert (oxidiert) ebenfalls mit den anderen ins Wasser eingeschleppten organischen Stoffen wie Pflanzenresten, Schmutzpartikeln, Hautschuppen, Haaren usw., wodurch neue chemische Verbindungen entstehen. Einige dieser Chlor-Reaktionsprodukte, insbesondere die THM (Abkürzung für Trihalogenmethane, z.B. Chloroform) und Chloramine (gebundenes Chlor = Oberbegriff für Reaktionsprodukte von Chlor mit Harnstoff, Kreatinin und Aminosäuren) sind gesundheitsschädlich und die eigentliche Ursache für den typischen Chlorgeruch in Schwimmbädern. Je geringer der Schmutzeintrag, desto weniger Chlor wird benötigt. Es entstehen dann auch weniger THM, also weniger Chlorgeruch.

Alternative zur Desinfektion mit Chlor

Die »sanfte« Desinfektion ohne Chlor ist auch unter dem Begriff Aktivsauerstoffbekannt. Dahinter verbergen sich die Chemikalien Wasserstoffperoxid (H₂O₂ = wässrige Lösung) oder Kaliumperoxidsulfat (K₂S₂O₈ = Granulat). Gibt man einen dieser Stoffe ins Beckenwasser, spaltet sich ein Sauerstoff-Radikal ab. Dieses Radikal wirkt ebenfalls desinfizierend, hat aber im Unterschied zu Chlor keine länger anhaltende Wirkung.

Der im Vergleich zu Chlor wesentlich teurere Aktivsauerstoff war bis 2017 für Privatpools mit Einschränkungen eine Alternative. Die Bundesregierung hat am 27. Januar 2017 mit Inkrafttreten der aktualisierten Chemikalien-Verbotsverordnung jedoch einen sofortigen Verkaufsstopp für Wasserstoffperoxid-haltige Lösungen mit einer Konzentration von über 12% erlassen. Diese Maßnahme sollte es potenziellen Terroristen erschweren, mit der Flüssigkeit Sprengstoff herzustellen bzw. Bomben zu bauen. Daraufhin haben namhafte Hersteller von Poolchemie ihre »Soft«-Produkte vom Markt genommen. Inzwischen sind Desinfektionsmittel für Schwimmbadwasser auf der Basis von Wasserstoffperoxid wieder erhältlich – allerdings mit einer deutlich geringeren Konzentration des Wirkstoffs. Da jetzt die einzusetzende Menge entsprechend erhöht werden muss, um die gleiche Desinfektionswirkung zu erzielen, verteuert sich die kostenintensive chlorfreie Poolchemie für den Endkunden nochmals.

Nachteile der Desinfektion mit Aktivsauerstoff

Wegen seiner geringeren Desinfektionsleistung und der fehlenden Depotwirkung wird es früher oder später bei der Desinfektion mit Aktivsauerstoff zur Algenbildung kommen, was den Einsatz von Algiziden erfordert.

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Es gibt zudem noch eine Lungenerkrankung, die sogenannte »Schwimmbadlunge«, eine seltene allergische Reaktion auf Schimmelpilze, die bei der Verwendung von Aktivsauerstoff mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit auftreten kann als bei der Verwendung von Chlor.
Quelle: Artikel des Lungenfacharztes, Allergologen und Umweltmediziners Dr. Wolfgang Sieber im STERN vom 7.5.2015, Seite 94. Den Artikel finden Sie weiter unten im Anschluss an diesen Text.

Der bekannte Experte und Gutachter für Schwimmbadtechnik, Christoph Saunus, warnt davor, dass bei Verwendung von »weichen« Desinfektionsmitteln Probleme mit Pilzbefall in gefliesten Schwimmbecken auftreten können, in denen epoxidharzhaltige Fliesenkleber und Fugenmaterialien verarbeitet wurden. www.christoph-saunus.de

Eine Top-Wasserqualität lässt sich seiner Erfahrung nach bei Beachtung einiger Dinge bereits mit sehr geringen Chlormengen erreichen. www.christoph-saunus.de

Bei Outdoor-Pools ist das Wasser neben den Schmutzeinträgen durch die Badenden zusätzlichen Belastungen ausgesetzt, die eine Vermehrung von Bakterien und Algen fördern: Laub, Pollen, Sand und Erdreich, Staub sowie stärkere Einstrahlung von Sonnenlicht. Wer den Schmutzeintrag gering hält, braucht weniger Chlor. Eine gute Filtrationsanlage und eine nicht zu knapp bemessene Pumpenlaufzeit (mind. 12 Stunden/ Tag) ist dafür obligatorisch. Noch bessere Schmutzfiltration wird durch eine vorgeschaltete sogenannte Flockung erreicht, die allerdings bei Privatpools meistens nur im Luxussegment zum Einsatz kommt. Diese Maßnahme optimiert die Filtration, weil auch kleinste kolloidal im Wasser suspendierte Schmutzpartikel filtrierbar gemacht werden.

Die anschließende manuelle oder automatische Überwachung des pH-Wertes (ideal 7,0–7,4) und die Nachdosierung von pH-Senkern hilft, die Wirksamkeit des im letzten Schritt der Aufbereitung zugefügten Chlors bzw. der Chlor-Alternativprodukte zu steigern. Denn Chlor verliert seine desinfizierende Wirkung oberhalb des pH-Wertes von 7,6 rapide.

Da Licht das Algenwachstum fördert, bietet ein wenigstens teilweise beschatteter Pool den Algen weniger gute Vermehrungsbedingungen als ein der prallen Sonne ausgesetztes Becken. Es ist außerdem sinnvoll, seinem Outdoor-Pool eine Abdeckung oder ein verschiebbares Dach zu spendieren, um nach der Benutzung die Wasserfläche abdecken zu können und so den weiteren Schmutzeintrag durch Laub, Staub, Vogelkot etc. zu minimieren. Auch ein Putzroboter hilft dabei, Chlor einzusparen.

Wer die einfachere Variante eines Swimmingpools sein Eigen nennt, überprüft regelmäßig den pH-Wert und korrigiert ihn durch manuelle Zugabe von pH-Senkern oder -Hebern und dosiert Chlorgranulat per Hand zu. Das Minimum an erforderlicher Messtechnik besteht in einem pH-Messgerät und einem Leitfähigkeits-Messgerät. Die Menge des Nachspeisewassers (nach Rückspülung des Filters) sollte mit einem Wasserzähler am Füllwasserschlauch gemessen und alles im Wartungsbuch notiert werden. Wer an Frischwasser oder an der täglichen Pumpenlaufzeit spart, der kürzt am falschen Ende. Grundsätzlich gilt: Die elektrische Leitfähigkeit des Poolwassers sollte die des Nachspeisewassers um nicht mehr als 50 Prozent überschreiten, damit sich »die Suppe nicht immer mehr eindickt«, d.h. sich die Menge der im Wasser gelösten Stoffe durch Verdunstungsverluste und Anreicherung des Wassers mit Schmutzpartikeln sowie Chlor oder sonstiger Poolchemie nicht immer höher aufkonzentriert.

Schwimmen in der Natur

Wenn Sie ganz auf »Chemie« beim Schwimmen verzichten wollen, sind das Meer, Seen, Flüsse oder Naturfreibäder bestimmt Ihre beliebtesten Ziele. Wenn Sie dieses »natürliche Vergnügen« jedoch im eigenen Garten genießen möchte, haben Sie noch eine ganz andere Möglichkeit: den Bau eines Schwimmteiches. Er sieht nicht nur schöner und natürlicher aus als ein Pool, er ist auch pflegeleichter. Denn das Wasser reinigt sich biologisch selbst.

Buchtipp:
Schwimmteiche (Planung, Anlage, Technik, Bepflanzung, Pflege)
von Wolfram Franke
erschienen im blv Verlag, München

Dorwarth-Tipp

  • Bei der Verwendung von Chlordioxid als Desinfektionsmittel für Ihren Pool entstehen praktisch keine THM. Chlordioxid hat im Vergleich zu Chlorgas noch weitere Vorteile.
  • Durch die Befüllung mit Grander®-belebtem Wasser und den Einsatz eines Grander®-Zylindergeräts z.B. in den Skimmer oder den Schwallwasserbehälter, kann der Chemieeinsatz und die Wahrscheinlichkeit einer Entgleisung der chemischen und physikalischen Wasserwerte deutlich verringert werden. Das belebte Wasser ist viel hautverträglicher und wird als weicher, samtiger, erfrischender empfunden. Nicht ohne Grund setzt eine große Anzahl von Wellness-Hotels im Luxussegment auf diese natürliche Optimierung der Wasserqualität zusätzlich zu den herkömmlichen Aufbereitungsmaßnahmen. Hautempfindliche Menschen, die in gechlortem Wasser nicht schwimmen können, sollten sich versuchsweise einmal in ein öffentliches Schwimmbad/ Hotelschwimmbad begeben, das über eine Grander-Wasserbelebungsanlage verfügt. Dieser Versuch lohnt sich!
    Eine Liste solcher Schwimmbäder finden Sie auf der Homepage von Grander unter den Referenzen.