Photo Kannenfilterillu Nitrat | besseres-wasser-berlin.de

Was können Kannenfilter?

Viele Tee- und Kaffeetrinker schwören auf kannengefiltertes Wasser, aber auch Pflanzenfreunde gießen ihre geliebten Zimmerpflanzen damit. Diese niedrigpreisigen Geräte können den Wassergeschmack verbessern und es enthärten. Meistens aber auch nicht mehr als das.

Einfache Kannenfilter sind schon ab ca. 15 bis ca. 70 Euro erhältlich. Mit einer Filterpatrone können zwischen 100 und 400 Liter Wasser gefiltert werden. Spätestens dann oder nach vier Wochen Nutzungsdauer muss die Filterpatrone getauscht werden.

Handhabung und Funktionsweise von Kannenfiltern:
Man lässt Leitungswasser oben in die Einfüllöffnung der Kanne einlaufen. Es fließt dann aufgrund der Schwerkraft durch eine Filterpatrone, die mit einer Mischung aus Aktivkohle-Granulat (Ausnahme: Kannenfilter des Herstellers Aquaphor mit Aqualen®-Filtermedium) und Ionentauscherharz gefüllt ist, bis in den unteren Teil der Kanne. Anschließend entnimmt man das gefilterte Wasser durch die Ausgießtülle wie aus einer Kaffeekanne und kann es trinken oder z.B. für die Kaffee- oder Teebereitung weiterverwenden.

Das Aktivkohle-Granulat soll den Geschmack verbessern und eventuell vorhandenes Chlor – zumindest teilweise – herausfiltern.

Das Ionentauscherharz (0,3 bis 1,2mm große Kügelchen aus Polystyrol-Polymeren/ Sulfonsäure) sorgt für die Entfernung des Kalks (genauer: der Kalzium- und Magnesium-Ionen). Dabei wird dem Wasser anstelle des Kalks nun Natrium, ein Bestandteil von Kochsalz, zugeführt. Positiver Effekt: Auf dem Tee schwimmt kein silbrig-grauer Ölfilm mehr, Kaffeemaschinen verkalken nicht mehr und die Kalkränder an den Blumentöpfen sind auch verschwunden.

Photo Granulat Kannenfilter Trinkwasser | besseres-wasser-berlin.de

Können Kannenfilter Schadstoffe entfernen?

Vor Schadstoffen wie Schwermetallen, Pestiziden, Arzneimittelrückständen usw. bieten Kannenfilter (Ausnahme: Kannenfilter des Herstellers Aquaphor mit Aqualen®-Filtermedium) leider kaum Schutz. Der Grund dafür liegt in der Konsistenz des Filtermaterials als lose geschütteres Aktivkohle-Granulat. Das Wasser sucht sich den schnellen Weg durch die Spalten zwischen den Aktivkohlekrümeln hindurch und hat weshalb eine viel zu geringen Kontaktzeit und Kontaktfläche mit der Aktivkohle, um in nennenswerter Menge Schadstoffe dort abzulagern. Für die Reduktion von Chlor mag es noch ausreichen; ebenso für eine Enthärtung = Kalkreduzierung. Allerdings: Je höher der Kalkgehalt = Härtegrad Ihres Leitungswassers, desto schneller ist das Ionentauscherharz in der Filterpatrone erschöpft und damit auch der Entkalkungseffekt dahin. Sie müssen deshalb pro Jahr mindestens 12 Filterpatronen à ca. 4,–€ pro Stück, je nach Wasserhärte und täglichem Bedarf an gefiltertem Wasser auch mehr, als laufende Kosten einkalkulieren.

Verkeimungsgefahr bei Kannenfiltern?

Kannenfilter sind »offene« Systeme: Das gefilterte Wasser in der Kanne steht mit der Umgebungsluft in Verbindung. Damit können zusätzlich zu den bereits im Trinkwasser vorhandenen Keimen weitere Mikroorganismen aus der Luft in den Kannenfilter eindringen.  Auf den in der Summe riesigen feuchten Oberflächen des Filtermediums finden sie bei der für sie idealen Zimmertemperatur optimale Vermehrungsbedingungen. Um das Problem halbwegs in den Griff zu bekommen, werden bei den meisten Anbietern dem Filtermaterial Silber-Ionen zugesetzt, die eine Verkeimung des Granulats verhindern oder zumindest verzögern sollen. Ein sehr geringer Teil des Silbers wird an das gefilterte Wasser abgegeben und vom Körper aufgenommen. Nach meiner Kenntnis sind bisher keine Studien über eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch von Kannenfiltern an das Wasser abgegebenes Silber veröffentlicht worden. Wer kannengefiltertes Wasser nur für die Zubereitung von Heißgetränken verwendet, reduziert die Verkeimungsgefahr deutlich.

Der deutsche Markführer sagt in seiner Beschreibung: »Kartuschenwechsel: alle 4 Wochen / 100 Liter bei hartem Wasser (12°–14,5°dH).« In Berlin liegt in vielen Stadtteilen die Härte bei 18–21°dH, was bedeutet, dass die entkalkende Wirkung der Filterpatronen deutlich vor Erreichen der 100 Liter-Marke erschöpft ist.

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Neben den handlichen Kannenfiltern gibt es sehr aufwändig konzipierte, großvolumige Standgeräte (5–10 Liter Füllmenge; Preis bis ca. 400 Euro) mit mehreren unterschiedlichen Filtermaterialien, die je nach Erfordernis ein weites Spektrum unerwünschter Stoffe aus dem Trinkwasser entfernen, den pH-Wert anheben und obendrein das Wasser noch energetisieren. Man soll es auch kalt, also ohne vorheriges Abkochen, bedenkenlos trinken können.

Obwohl bei diesen Geräten das Wasser der Schwerkraft folgend zuerst einen bakteriendichten Keramikfilter durchströmt, ist eine Algenbildung im Filterbehälter nicht auszuschließen und dann nur mit erheblichem Pflege- bzw. Desinfektionsaufwand in den Griff zu bekommen. Dies gilt umso mehr, wenn der transparente Filterbehälter dem Sonnenlicht ausgesetzt ist. Merke: Licht und Wohlfühlwärme (= Zimmertemperatur) beschleunigen die Vermehrung von Bakterien und Algen. Ich empfehle, diese Standgeräte entweder in einer dunklen Raumecke aufzustellen oder bei Nichtbenutzung mit einem lichtundurchlässigen Material abzudecken. Der Hersteller, dem das Problem nicht verborgen geblieben ist, bietet deswegen inzwischen  lichtundurchlässige Abdeckhauben als Zubehör an. Die verschiedenen Filtermedien haben unterschiedlich lange Standzeiten, die je nach Qualität und Härtegrad des zu filternden Wassers variieren. Hier sind je nach Größe des Gerätes und der Filtermodul-Bestückung bis ca. 140 Euro pro Jahr an Kosten für die Filterwechsel einzukalkulieren.

Dorwarth-Tipp

für Tee- und Kaffeetrinker:
Das volle Aroma Ihrer Heißgetränke werden Sie, unabhängig davon, wie Sie Ihr Wasser filtern, erst durch Verwendung von belebtem Wasser kennenlernen.
Welcher Filter für Ihre Zwecke das am besten geeignete Wasser liefert, können Sie nur selbst herausfinden. Je nach Qualität und der Zusammensetzung Ihres Leitungswassers kann dies ein Kannen-, Aktivkohle-Blockfilter oder eine Umkehrosmoseanlage sein. Wer hier tiefer einsteigen möchte, lese bitte im Lexikon die Kapitel »Teewasser« bzw. »Kaffeewasser«.