Was ist physikalischer Kalkschutz?

Beim physikalischen Kalkschutz unterscheidet man die magnetische und die elektrolytische Wirkungsweise. Beide Techniken haben Vor- und Nachteile, die es je nach Einsatzgebiet gegeneinander abzuwägen gilt.

1. Elektrolytischer Kalkschutz

Der elektrolytische Kalkschutz dient in der Trinkwasserinstallation zum Schutz vor Kalkablagerungen in Rohrleitungen und Warmwasseraufbereitern. Der Einbau erfolgt in die Trinkwasserleitung (Kaltwasser) nach dem Wasserzähler und dem Rückspülfilter bzw. in die Zuleitung zum Warmwasseraufbereiter oder Boiler.

Es gibt bisher fünf Hersteller, deren Geräte einen Wirksamkeitstest nach der DVGW-Prüfnorm W510  bestanden haben. In ihrer Funktionsweise unterscheiden sich die angebotenen Geräte nur unwesentlich voneinander:
Beim elektrolytischen Kalkschutz wird das Wasser durch einen je nach Hersteller unterschiedlich aufgebauten »Impfkristallgenerator« geleitet. Dieser besteht immer aus einer Anode (z.B. aus Titan) und einer Kathode (z.B. einer Edelstahlbürste), an der sich winzige Kalkpartikel absetzen, die anschließend mechanisch abgebürstet oder durch Umpolung ins fließende Wasser abgegeben werden. Andere Anbieter arbeiten mit kohlefaserbeschichteten Stabelektroden, Grafit-Elektroden, einer Festbett-Elektrode aus Kohlegranulat und ähnlichem. Die entstandenen »Impfkristalle« verteilen sich im Wasser und ziehen wie Magnete den gelösten Kalk an sich. Dabei wachsen sie noch weiter in ihrer Größe und können sich kaum noch an Rohrwandungen und in Boilern ablagern. Sie werden mit dem an Armaturen entnommenen Wasser ausgespült.

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Diese Geräte gibt es sowohl für Einfamilienhäuser als auch für Großobjekte, wobei dann mehrere Geräte zu einer großen Kalkschutzanlage zusammengeschaltet werden.

Vorteile: Keine Verwendung von Salz; das Trinkwasser wird in der Zusammensetzung seiner Inhaltsstoffe nicht verändert.

Nachteile: Strom- und Abwasseranschluss erforderlich. Hoher Anschaffungspreis; alle drei bis sechs Monate Sichtkontrolle und ggf. Spülung des Gerätes lt. Betriebsanleitung durch den Betreiber; jährliche Wartung durch den Hersteller-Kundendienst oder einen Sanitärfachbetrieb.

Wichtig zu beachten: Der Einbau solcher Geräte bewirkt einen Druckverlust von 0,5 bar bzw. 0,9 bar bei der Kombination mit einem »Wasserstopp«. Da zusätzlich ein Rückspül-Schutzfilter von dem Kalkschutzgerät eingebaut sein muss (= zusätzlicher Druckverlust von mind. 0,2 bar), sollte ein ausreichender Leitungsdruck (meine Empfehlung: mindestens 5 bar) sichergestellt sein.

Dorwarth-Tipp

Wer sich vom Einbau der genannten Geräte ein Verschwinden von Kalkablagerungen in Wasserkochern, auf Sanitärobjekten, Fliesen, an Armaturen inkl. deren Perlatoren und auf Duschkabinen-Oberflächen erwartet, der wird sicher enttäuscht werden. Hier ist weiterhin Handarbeit angesagt. Auch die Wirkung beim Kalkschutz ist – trotz DVGW-Zulassung – nicht immer zuverlässig gegeben. Kunden sollten sich beim Kauf ein auf mindestens sechs Monate befristetes Rückgaberecht mit Kaufpreiserstattung zusichern lassen.

2. Magnetischer Kalkschutz

Funktionsweise: Magnetgeräte werden entweder direkt in die Rohrleitung eingebaut oder auf diese aufgesteckt. Beim Fließen des kalkhaltigen Wassers durch das Magnetfeld soll es auf ähnliche Weise wie beim elektrolytischen Verfahren zur Bildung mikroskopisch kleiner Kalkkristalle im Wasser kommen, die den überschüssigen gelösten Kalk, der sich ansonsten an Rohrwänden und in Boilern ablagern würde, an sich binden und mit dem Wasserstrom ausspülen.

Also einfach einen kräftigen Magneten auf die Wasserleitung legen und weg ist das Kalkproblem?

Erreicht man damit den Schutz der Trinkwasserinstallation vor Kalkablagerungen in Rohrleitungen und Warmwasserbereitern für ganz kleines Geld?

Fachleute sind bis auf wenige Ausnahmen der Ansicht, dass Permanent- oder Elektromagnete keinerlei Einfluss auf das Kalkablagerungsverhalten des Wasser haben und eine Impfkristall-Bildung unter alleiniger Einwirkung eines Magnetfeldes auf das Wasser physikalisch nicht möglich ist.

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Wie dem auch sei: Manche Kunden sagten mir, es gäbe seit Einbau des Magnetgerätes weniger Kalkablagerungen. Kalkrückstände an Armaturen und in Wasserkochern seien leichter zu entfernen. Andere widerum berichteten mir, dass sie nur eine unwesentliche oder gar keine Wirkung auf die Kalkablagerungen bemerkt haben.

Vorteile: Günstig in der Anschaffung und im Betrieb, wartungsfrei, keine Veränderung in der stofflichen Wasserzusammensetzung.

 

Fazit zum magnetischen Kalkschutz
Auch Fachleute können nicht alles wissen. Selbst wenn weder DVGW-Prüfungen noch Stiftung Warentest eine Wirkung nachweisen konnten, was möglicherweise an den Versuchsbedingungen lag, sollte eine Wirkung bei bestimmten Wasserparametern (pH-Wert, Härtezusammensetzung, Kalk-Kohlensäure-Verhältnis, Wassertemperatur) nicht völlig ausgeschlossen werden. Wer ein Magnetgerät kauft, sollte sich auf jeden Fall ein uneingeschränktes Rückgaberecht zum vollen Kaufpreis für mindestens sechs Monaten schriftlich zusichern lassen.